In Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2017. Ed. Werner Breunig and Uwe Schaper. Berlin: Gebr. Mann Verlag 2017, pp. 111-133

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Der Golem freut sich über seinen Riesenerfolg, die 100. Vorführung des Films.«1 So titelte das »Berliner Tageblatt« am 24. Januar 1915, also nur zehn Tage nach der Uraufführung am 15. Januar 1915 im Berliner Union-Theater am Kurfürstendamm, über Paul Wegeners und Henrik Galeens Film »Der Golem«. Und auch ein anonymer Autor zeigte sich im »Deutschen Kurier« begeistert, wenn er schreibt: »Die Zauberszenen waren technisch und künstlerisch wunderbar, der Ball und die Flucht der Gäste, der Kampf im Tanzsaal, das Ringen auf dem Dache Meisterstücke der Regie. Das Publikum nahm die Novität mit starkem Beifall auf. Wie konnte es anders sein? Es ist eine Geschichte, die alle packen und befriedigen muß, die Anspruchsvollen und die Naiven, ja die selbst den Kindern ein ergötzliches Märchen sein wird.«2 Doch trotz seiner damaligen Popularität steht dieser 1914 von der Deutschen Bioscop GmbH produzierte Film heute im Schatten der späteren Version »Der Golem. Wie er in die Welt kam« von 1920. Vor allem die schlechte Quellenlage bedingt dieses Problem, denn während die 1920er-Fassung zusammen mit diversen Primärquellen komplett erhalten ist und damit auch ein beliebtes Thema der Forschung3 darstellt, sind von dem Film aus dem Jahr 1914 lediglich zwei Filmsequenzen, Drehbuchtyposkripte und wenige bis dato unveröffentlichte Fotografien erhalten. Anhand dieser Materialien rekonstruiert der vorliegende Beitrag den ersten Golem-Film von 1914 und schließt so ein Desiderat der Forschung.